Balkan Beats! – Teil 2

Wie angekündigt, kommt hier die Fortsetzung meiner muskialischen Entdeckungsreise durch den Balkan, in die ich mich immer weiter verstricke und die hier deshalb wohl noch weitere Fortsetzungen finden wird… Jüngst habe ich mir in einem Gespräch sagen lassen, dass es mit der jugoslawischen Diaspora in Deutschland – mein Gesprächspartner, selbst Serbe, bezog dies ausschließlich auf Musik – ein Trauerspiel sei. Denn die Diaspora würde seltsamerweise nie zu den Konzerten der guten Bands gehen, wenn diese in Deutschland aufträten, sondern sei auf der Ethnno-Schlager-Welle der 1990er Jahre hängen geblieben. Ob diese Behauptung so haltbar ist, oder vielmehr Ausdruck eines sehr subjektiven Empfinden, kann ich nicht beurteilen. Eine Perle, die mir in diesem Gespräch offenbart wurde, ist definitiv die aus Mostar (Bosinien-Herzegowina) stammende Band Zoster. Im Jahr 2000 unter den starken Eindrücken des Zerfalls Jugoslawiens und des Kosovokrieges gegründet, benannte sich die Band nach einem Herpesvirus – so die Legende – um auf die Schwächen im „Immunsystem der Gesellschaft“ zu verweisen. Zunächst sehr Reggae-lastig hat sich der Stil der Band bis zum aktuellsten Album Srce uzavrelo (Das Herz brodelt) von 2014 zu einem vielseitigen Stil entwickelt, der von popig-baladesk bis zu Garagerock- und New Wave-Einschlägen ein breiteres Spektrum entfaltet.

Das aus dem Jahr 2007 stammende Album Festival Budala (Narrenfest) wartet mit allerhand eingängigen Reggaesongs auf, insbesondere die beiden sehr eigenen Coverversionen sind nicht Blickfang aber machen neugierig und daher sollen sie dem geneigten Publikum nicht vorenthalten werden. Der Song Banana Steijt (Bananenrepublik) ist eine eigenwillige (Teil-)Adaption des Banana Boat Songs von Harry Belafonte:

Auch das allseits bekannte Knocking on Heavens Door wird in Na kamenu (Auf dem Stein) sehr originell untergebracht:

Aus allen Songs des Albums sticht jedoch Rio i Pariz (Rio und Paris) noch einamal besonders durch seine beinahe hypnotische Klangwelt hervor:

Die Stimme des Sängers Mario Knezović findet in allen Gefilden ihren Platz, wie der Song Ja znam da izgledam (Ich kenne diesen Blick) sowohl als Kontrast als auch Entwicklung zeigt:

Die beiden Alben sind wie zweieiige Zwillinge, sie kommen völlig verschieden daher, sowohl vom Sound, der Botschaft als auch was die Gestaltung anbelangt. Wenn man sich auf sie einlässt kann man sich aber für beide begeistern.

Leider sind Zoster vorerst nicht in Deutschland zu sehen.

UPDATE English-Version 23.11.2015

Balkan Beats! Part 2

As announced this is the sequel to my exploration into music from the Balkans. Meanwhile I’m further enlaced into the topic, so this will surely be continued. Recently I was told that – concerning the taste in music – the Yugoslavian diaspora in Germany is play acting a tragedy. My conversational partner – himself Serbian – went on, that he is considering the fact strange, that not enough people of the diaspora show up on concerts of the good bands but instead still celebrate the “Turbo-Folk” of the 1990ies. I’m afraid I can’t prove if this is his personal opinion or a fact. Anyway this conversation led me to a real treasure: the band Zoster from Mostar in Bosnia-Herzegovina. Founded in 2000 under the impression of war and collapse in the former Yugoslavia, they named themselves – as far as the legend – after the herpetic infection to point at the weaknesses of the immune system of society.

At first their style was quite more under reggae influence, until the recent album Srce uzavrelo (heart boiling) from 2014 their style developed to a versatile composition of pop-balad, garage rock and new wave.

The album Festival Budala (festival of fools) from 2007 comes up with a lot of catchy reggae-songs, especially the both very distinct cover versions are real attention getters and make you curious. And that’s why the must be introduced here! The song Banana Steijt (banana republic) is a willful (part-)adaption of the Banana Boat Songs performed by Harry Belafonte:

Although the well-known Knocking on Heavens Door is placed inventively in Na kamenu (on the stone):

Of all the songs from this album Rio i Pariz (Rio and Paris) is really standing out because of its nearly hypnotic sound-universe:

The voice of singer Mario Knezović is finding its way through all realms and always perfectly fitting in. This is shown as contrast as well as development in the song Ja znam da izgledam (i know this look) form the recent album:

Both albums are like fraternal twins, they are absolutely different in sound, message and arrangement but if you engage with them, you’ll be blown away!

Regrettably Zoster aren’t playing any shows in Germany for the present.

This must be the place

Sean Penn als gealterter und gleichzeitig irgendwie pubertärer Rockstar Chayenne, der auf die Suche nach dem Nazi ist, der seinen kürzlich verstorbenen Vater in Auschwitz gedemütigt hat. Völlig unaufgeregt, wie der Protagonist selbst, erzählt der Film stimmungsvoll und in großartigen Bildern die Geschichte dieser Suche.

Ich will hier gar keine Filmkritik schreiben, dazu kenne ich mich zu wenig aus. Allerdings sind das langsame Erzähltempo und die Nähe, die zu den Figuren aufgebaut wird, mit das Schönste was man sich in letzter Zeit so ansehen konnte. Der Film transportiert – wie ich finde – unaufdringlich eine ganze Menge Fragen, die noch eine Zeit in einem rumoren. Etwa werden auf geschickte Weise etablierte Rollenbilder infrage gestellt, der Antisemitismus einer bürgerlichen Halbbildung karrikiert und die Frage nach einem angemessenen  – wenn es das gibt – Ende pubertärer Nonkonformität gestellt.

Man gewinnt den Film beim sehen lieb und das, mit Verlaub, passiert irgendwie relativ selten.

Der Eindruck ist ganz frisch und dem wunderbaren Programm der Pupille – dem Kino an der Frankfurter Uni – zu verdanken.

Ein cineastischer Moment im Regen

Zusammen unter dem Regenschirm

vor der großen Leinwand

unter freiem Himmel

eingehüllt in Decken und trotzdem pitschnass

angestrahlt vom Licht des Films.

 

Die Frische der Nacht

und Glühwürmchen unterm Baum.

 

Die Glut der Zigarette

und das Zusammensein wärmen.

Freundschaft,

einfach.

 

für A. & L.

 

 

 

Den Eindruck habe ich gerade frisch mit nachhaus gebracht und er ist mir zu schön um einfach zu verdampfen…

Stimmung mit Trauerrand

Melancholie ist Stimmung mit Trauerrand. (Quelle)

Den Blick über den Schreibtisch, aus dem Fenster, auf das Grau gerichtet. Alle Gedanken entgleiten mir, gehen über in das unendliche, ewig gleiche Grau, des Nebels und der Wolken. Die Häuser zeichnen sich nur als dunklere Variante vor dem Himmel ab. Freudlos erscheint die Welt da draußen, als habe sich meine Seele nach außen gestülpt. Bleiern, senkt sich das Grau herab und beschwert mir die Sinne.

Oft meint man, endlich eine lange aufgeschobene Entscheidung getroffen, einen wichtigen Entschluss gefasst zu haben. Und langsam, ganz allmählich blättert das Gold der Entscheidungsfreude ab. Tausend Fragen, die man alle damit zu umgehen hoffte, drängen sich in das Bewußtsein. Verlangen nach ihrer Beantwortung. Nach guten Antworten, die wohldurchdacht und -formuliert sein wollen.

Obgleich noch nichts unumkehrbar entschieden ist, bemächtigt sich die Schwermut meiner, hält mich in eisernem Griff. Nichts ist geblieben, von dem Frühling vor der Tür, der Angst Winter ist zurückgekehrt und überzieht Herz und Hirn mit eisigem Reif. Mir ist das Atmen schwer, so sehr drückt mich das Blei auf meiner Brust und begräbt alles unter dem Grau.

Durch das nichtsnutze Sinnieren, das Gedankenwälzen, das Wägen des Für und Wider, das Abwarten und Aufschieben, habe ich mir den Dolch letzlich selbst ins Herz gestoßen. Dazu hat es keiner dritten Hand bedarft, nein, ich allein habe das zu Wege gebracht. Wäre doch wenigstens der Dolch aus dem Blei des heutigen Tages gewesen, so hätte ich eine Gnadenfrist gehabt, vor der weichen Klinge. Aber so?

Die Inspirationsquelle zu dieser „Collage“ findet sich unter anderem hier.

Joachim Ringelnatz: Zu dir

Sie sprangen aus rasender Eisenbahn

Und haben sich gar nicht weh getan.

~

Sie wanderten über Geleise,

Und wenn ein Zug sie überfuhr,

Dann knischte nichts. Sie lachten nur.

Und weiter ging die Reise.

~

Sie schritten durch eine steinerne Wand,

Durch Stacheldrähte und Wüstenbrand,

Durch Grenzverbote und Schranken

Und durch ein vorgehaltenes Gewehr,

Durchzogen viele Meilen Meer. –

~

Meine Gedanken. –

~

Ihr Kurs ging durch, ging nie vorbei.

Und als sie dich erreichten,

Da zitterten sie und erbleichten

Und fühlten sich doch unsagbar frei.

Zwischen heiter, melancholisch und sehnsuchtsvoll ein paar Zeilen für einen schönen Frühlingstag…

Sirenen Gesang

Daran, dass Frauen „bezirzen“, dass es Sirenen gibt, gar eine Loreley, haben wir uns irgendwie gewöhnt. An dIese Vorstellungen von Erotik sind wir so gewöhnt, dass wir sie nicht mal mehr in Frage stellen. Ist halt so…

Ich frage mich jedoch schon lange, warum ausgerechnet nur Frauen, mit Gesang und barem Busen die Menschheit verführen und „vom Kurs abbringen“. Man könnte argumentieren, das sei eine Art Ausbruch aus gewissen Moralvorstellung, da Frauen ja das öffentliche Singen lange verboten war bzw. als unsittlich galt.

Und gerade hier beißt mich die Frage noch stärker, warum eigentlich keine männlichen Sirenen? Wenn es Männern doch erlaubt war zu singen? Und würden die dann auch Sirenen heißen?

Die Vorstellung ist doch irgendwie amüsant: bildhübsche Männer die auf einem Felsen sitzen und durch ihren betörenden Gesang die Heerscharen anlocken… Ach, Gedanken, verweilt doch noch einen Augenblick (bei diesem Bild), es ist so schön.

Vermutlich, bedenkt man das Jahrtausende alte Monopol von Männern auf Kunst und „öffentliche Meinung“, wäre dies dann homoerotisch und das lässt sich dann – der inklusiven Homophobie wegen – auch nicht darstellen. Schade eigentlich. Wäre ich in diese Richtung begabt, ich würde mit diesem Motiv sofort beginnen!

Und ein letzes Mal in diesem Monat werde ich Heinrich Heine zitieren, der auch zu diesem Thema etwas beizutragen weiß, nämlich – wohl neben der Odyssee – das Bekannteste Gedicht auf eine solche Frauenfigur: Ich weiß nicht was soll es bedeuten…

„Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan“

Heinrich Heine säße dann nätürlich auch direkt in geselliger Runde mit meinethalben Friedrich Schiller und wer weiß mit wem noch auf dem Felsen!

Artikelbild: Childe Hassam „The Lorelei“

Was ist eigentlich aus deinem Schreibtisch geworden?

Heute soll es also mal eine Fortsetzung des „Daumenkinos“ geben…

In der letzten Zeit, stimmt nicht, eigentlich seit Dezember 2012, haben die verschiedenen Lebensformen auf dem Schreibtisch Tanzkurse belegt:

Rumba, Chachacha, Tango, Foxtrott und Walzer! Wie man sehen kann beherrschen sowohl lose als auch gebundene Blätter die Schrittfolgen mühelos! Der Meister, der sich die Choreographie erdachte, ist, zu unserem großen Bedauern, unbekannt. Virtuos streichen Dinge die eigentlich im Gelben Sack zuhause sein sollten an leeren Mini-Marmeladengläsern und PET-Flaschen vorbei. Gekonnt schiebt sich eine große Menge Staub an den kahlen Stellen ver Oberfläche vorbei um schließlich doch dorthin zurückzukehren.

Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass galante und kaum merkliche verschwinden der Bücher von der Bildfläche. Wo sind sie hin? Die Zeitschriften haben ihnen bereits einiges angedichtet, mit ihrem mysteriösen Verschwinden, werden die Bücher diese Gerüchte nur noch anfeuern. Aber das werden wir ja spätestens im Blätterwald zu lesen bekommen. Manche munkeln, dass die Bücher zu einem sagenumwobenen Ort namens „Bibliothek“ zurückgekehrt sind. Vielleicht erfahren wir dazu bald mehr?

Die Metamorphosendichte hat seit Dezember 2012 stetig zugenommen. Den Grund hierfür vermuten führende Wissenschaftler_Innen durch den erhöten Leistungsdruck auf 15bar. Das ist deutlich über dem empfohlenen Grenzwert! Also praktisch im roten Bereich… Die gute Nachricht jedoch ist, dass seit Anfang Juni ein deutlicher Druckabfall registiert wurde, es bleibt zu hoffen, dass sich dies in nächster Zeit auf einen „Normalwert“ einpegelt.

Wir empfehlen die Choreographie auf der Metamorphierenden Oberfläche zu genießen!

Wer einen ungewöhnlichen Gegenstand auf den Fotos sichtet, darf ihm einen Namen geben und bekommt eine Patenschaftsurkunde.

Wohlbekomms!

[hier waren mal Bilder]

Es war mehr als nur Freundschaft… Sehen Sie hier – in Farbe und Bunt – die wahre Geschichte von Brett und Danny. Ein Geschichte voller Leidenschaft, Eifersucht, Spannung

und Dramatik*:

DIE WAHRE GESCHICHTE – THE TRUE STORY

Once upon a time there was a Lord, lonesome roaming and too blind to see, then he met this man – an American – and everything changed. This marvelous companionship saved his live and not long after they met Brett knew there was more than this friendship…

The Couple

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* Stil ist entlehnt bei „Fox tönender Wochenschau“… ich bitte um Verzeihung, aber nur ein bisschen.

The true Story of Brett and Danny_Update of Desk_creations

Selbsthilfegruppe Teil II

Erneut war ich in den weiten der elektronischen Wildnis auf der Suche nach dem organisierten Chaos und seinen Verursachern.

Der erste Vertreter dieser Art scheint ein wunderlicher älterer Herr zu sein, der seit Jahren merkwürdige Dinge (Hundekuchen und Xylophon-Ersatzteile!) auf  seinem Schreibtisch hortet. Bitte, überzeugt euch selbst:

Aber natürlich haben auch die Feinde und ewigen Gegner des organischen Schreibtisch-Chaos keine Mühen gescheut, die virtuellen Kanäle mit ihrer Propaganda zu füllen, aber in diesem Video wird deutlich, dass das gut gefplegte Chaos zu den effizienteren Formen der Schreibtisch-Organisation gehört:

Großartig! Ich habe es immer gewusst, an dem Spruch „wer Ordnung hält ist nur zu faul zum Suchen“ ist gar nichts dran! Der Spruch müsste vielmehr heißen „wer keine Ordnung hält braucht nicht zu suchen“ oder vielleicht noch prägnanter „ich brauche keine Ordnung zu halten, mein Schreibtisch kümmert sich um alles!“ 🙂

Wer Vorschläge für bessere Sprüche hat, immer her damit!